Fragen & Antworten
Es gibt meines Wissens nach kaum einen Autor, der so nützliche Bücher schreibt, mit Themen, die einem bestimmte Tatsachen vor Augen führen, einen großen Schuss sprudelnde Phantasie hinzugibt, fremde Welten realistisch und hauteng mit der Realität verknüpft und das ganze dann mit Hilfe eines spannend-unterhaltsamen Schreibstils zu Papier bringt. Ich glaube, das sind die wichtigsten Zutaten für Ihre Bücher und machen diese so wunderbar lesenswert.
Auf dieser Seite beantworte ich häufige und weniger oft gestellte Fragen. Viele Antworten sind direkte Zitate aus dem regen Brief- bzw. E-Mail-Verkehr den ich mit meinen Lesern unterhalte. Die Fragen und Antworten sind chronologisch absteigend sortiert. Die zuletzt ergänzten Einträge sind der Einfachheit halber also immer am Anfang zu finden. Die Gliederung in einen allgemeinen Teil sowie in Fragen, die bestimmte meiner Bücher betreffen, erleichtert zusätzlich die Orientierung.
Es gibt meines Wissens nach kaum einen Autor, der so nützliche Bücher schreibt, mit Themen, die einem bestimmte Tatsachen vor Augen führen, einen großen Schuss sprudelnde Phantasie hinzugibt, fremde Welten realistisch und hauteng mit der Realität verknüpft und das ganze dann mit Hilfe eines spannend-unterhaltsamen Schreibstils zu Papier bringt. Ich glaube, das sind die wichtigsten Zutaten für Ihre Bücher und machen diese so wunderbar lesenswert.
Allgemeine Fragen
- Wie kann ich meine Geschichte einem Verlag anbieten? (23.7.2003)
- Wer meine Vita kennt, mag zu dem Schluss kommen, dass ich nicht unbedingt der Richtige bin, wenn es um die Beantwortung dieser Frage geht. Bei mir lief alles irgendwie anders. Trotzdem will ich versuchen, hierzu einige allgemeine Tipps zu geben: Wie in der Werbung geht es bei Verlagen, die im Monat tausende »unverlangte Einsendungen« bekommen (so heißt das wirklich), auch darum, Aufmerksamkeit zu erringen. Wenn man ein persönliches Vorsprechen im Lektorat des Verlages einfädeln kann, wäre das natürlich optimal, aber meistens wimmeln die Verlage ab. Auf jeden Fall rate ich dazu, mehrere Verlage gleichzeitig anzuschreiben. Michael Ende sagte einmal, ein erfolgreicher Autor messe sich an dem Geld, das er für Briefporto ausgibt. Also, lieber einen Verlag mehr mit seinem Werk beglücken, als einen zu wenig. In seinem Brief sollte man auf diese Mehrfachversendung des Manuskriptes hinweisen, damit der Verlag weiß, dass er sich im Wettbewerb mit anderen befindet. Es empfiehlt sich, vor der teuren Mailingaktion in die Buchhandlung zu gehen und sich Bücher mit ähnlichen Geschichten herauszusuchen. Wenn man dann an die entsprechenden Verlage schreibt, müssen deren Lektoratsmitarbeiter einen anderen Standardablehnungsbrief heraussuchen als den, in dem es heißt: »Leider passt Ihr Buch nicht in unser Programm.« Wenn dieser Brief trotzdem kommt, weiß man zumindest, dass der Text nicht einmal gelesen wurde. Bei Thienemann werden übrigens alle Manuskripte angeschaut. Dazu wird eigens jemand beschäftigt. Wie andere Verlage dies im Einzelnen handhaben, kann ich nicht sagen. Buchmessen sind ebenfalls eine gute Gelegenheit Kontakte zu knüpfen. Zeigen Sie Mut und gehen Sie auf die Leute zu. Beweisen Sie Selbstvertrauen, ohne allzu aufdringlich zu werden. Wenn Termine vereinbart werden (Rückfrage in einem Monat o. ä.), halten Sie sich exakt daran, anstatt schon vorher ungeduldig zu »nerven«. Wenn Sie Ihrer Geschichte ein Exposé beilegen, helfen Sie den Verlagsleuten dabei, sich einen Eindruck vom Plott zu verschaffen. Sollten Sie schon Artikel in der Presse veröffentlicht oder früher in der Schülerzeitung mitgearbeitet haben, schadet es nicht, diese Vorkenntnisse im Anschreiben zu erwähnen. Meistens zählt allein die Qualität des vorgelegten Textes, aber wer kann schon wissen, welche zusätzlichen Auswahlkriterien ein Verlag im Einzelfall ansetzt? Letztendlich bewirbt man sich mit seinem Buch wie bei einem Job - man muss also seine Stärken herausstreichen, ohne den Pfad der Wahrheit zu verlassen oder allzu dick aufzutragen. Mehrere Bücher muss man nicht geschrieben haben, um eines zu veröffenlichen. Bei vielen Autoren war das erste Werk auch das beste und erfolgreichste - leider.
- Arbeiten Sie immer noch als Software-Spezialist, oder hat inzwischen einer der Berufe die »Oberhand« gewonnen? (23.7.2003)
- Den Beruf des EDV-Beraters, der auch die Erstellung von Computersoftware einschließt, habe ich im Frühjahr 2002 aufgegeben. Seitdem bin ich »Vollschriftsteller«, genieße also den wunderbaren Vorzug, meinen Lebensunterhalt mit meinem Hobby zu bestreiten.
- Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Bücher? (21.6.2003)
- Ganz einfach: Ich nehme sie aus der Welt, in der ich lebe. Man muss nur die Augen offen halten und sieht mehr Wunder, als man für möglich hält. Was dann noch hinzukommt, ist meine Fantasie. Die beiden Komponenten ergeben dann die explosive Mischung, aus der meine »Phantastik-Feuerwerke« aufsteigen. Die Einfälle kommen mir, wo ich gehe, stehe oder liege - manchmal sogar in der Badewanne. Sie sind meistens am Anfang ganz klein und fangen dann in meinem Kopf an zu wachsen wie eine Zwiebel: Schicht um Schicht, bis ich sie ernten kann.
- Wenn Sie eine Idee haben, die sich dann zu einem Buch auswächst, wie beginnen Sie dann mit der Arbeit? (11.12.2002)
- Ideen müssen bei mir gären. Zwar mache ich mir meist sehr schnell eine kurze Notiz, doch dann arbeite ich zunächst daran nicht weiter. Aber die Idee sitzt im Hinterkopf und wenn ich weitere Einfälle habe, die dazu passen, dann fange ich an, mir ein Grobkonzept aufzuschreiben, oft noch handschriftlich. In dieser Zeit fallen mir auch Zeitungsartikel, Bücher, Meldungen in Rundfunk und Fernsehen auf, die sich mit der Idee verbinden lassen. So etwas wird dann in einer Mappe, später in einer Kiste gesammelt. Irgendwann schreibe ich das Exposé, die Inhaltsangabe, die dann auch der Verlag bzw. mein Literaturagent zu sehen bekommt. Jetzt beginnt die Arbeit im Team. Manchmal kommen Verbesserungsvorschläge, die ich wohlwollend überdenke, fallen lasse oder in modifizierter Form übernehme. Das Exposé wird nun zu einer Arbeitsgrundlage erweitert, indem ich Fakten stichwortartig an die richtigen Stellen in der Handlung eintrage. Beim Schreiben kann ich hier dann später weiter in die Tiefe gehen. Dieses »Dossier« ist auch die Grundlage für den Roman.
- Wieso lassen Sie ab und zu Personen aus einem Ihrer Bücher noch einmal in einem anderen Roman auftreten? (19.11.2001; 14.10.2004; 19.05.2008)
- Diese Frage wird ausführlich auf der Seite »Das Universum des Ralf Isau - Einführung in ein phantastisches Weltmodell« erklärt und illustiert. Daher soll hier eine kurze Zusammenfassung genügen: In meinen Büchern schaffe ich die Illusion einer Wirklichkeit, die es tatsächlich so nicht gibt. Wenn also David Camden aus dem Kreis der Dämmerung und Jonathan Jabbok aus der Neschan-Trilogie dasselbe Jahr durchleben, teilen sie sich diese von mir geschaffene Wirklichkeit - sie sind Zeitgenossen. Warum sollen sich solche Personen dann nicht auch einmal begegnen? Mir passiert so etwas gar nicht so selten. Einmal lief ich in Garmisch-Partenkirchen nach einer Lesung über die Straße und traf plötzlich einen alten Berliner Schulfreund, der zufällig dort einen Verwandtenbesuch machte. Die Welt ist eben klein. Und mein Universum ist es auch. Universum? Man sagt ja immer, Autoren phantastischer Literatur seien »Weltenschöpfer«. Nun, ich bin einfach einen Schritt weiter gegangen und habe gleich ein ganzes Universum geschaffen, in dem es viele Welten gibt: Neschan, Quassinja, Azon, Mirad … Und weil diese Traumreiche bei mir zumeist mit unserer guten alten Erde eng verbunden bleiben, habe ich diesen gemeinsamen Kosmos Phantaversum genannt. Figuren aus einem Roman einen weiteren Auftritt in in einer anderen Geschichte zu verschaffen, macht mir genau so viel Spaß, wie es wohl dem Regisseur Alfred Hitchcock eine diebische Freude bereitet haben muss, immer wieder für wenige Sekunden in seinen eigenen Filmen auf der Bildfläche zu erscheinen. Deshalb nenne ich die »Überkreuzungen« in meinen verschiedenen Büchern auch gelegentlich den Hitchcock-Effekt. So wie es für das Verständnis des Films letztlich keine Rolle spielt, ob nun Hitchcock entdeckt wird oder nicht, so muss auch der Leser meiner Bücher nicht wissen, dass eine bestimmte Person in einem anderen Roman schon einmal eine Rolle gespielt hat. Das »Universum des Ralf Isau« wird nur von jenen Lesern erkannt, die mir über eine längere Zeit treu bleiben.
Das Universum des Ralf Isau: 2008 visualisiert von der japanischen Künstlerin Asaki Honda. Mehr zum Thema erfahren Sie hier.
- Wissen Sie schon im Voraus, wie die Handlung im Roman verlaufen wird, oder haben Sie nur eine grobe Vorstellung und lassen den Rest beim Schreiben auf sich zukommen? (7.11.2001)
- Bevor ich einen Roman beginne, habe ich bereits ein Exposé, also eine Inhaltsangabe erstellt. Diese ist nicht selten dreißig bis vierzig Seiten lang. Ich weiß also schon sehr genau, wie mein Buch enden wird und kenne verschiedene Meilensteine auf dem Weg zum Schluss. Dazwischen kann eine Menge passieren, das sich nicht immer vorhersehen lässt. Meine Helden entwickeln gelegentlich ein erstaunliches Eigenleben und ich muss alles daransetzen, die Oberhand zu behalten.
- Wollen Sie Leser nur »in andere Welten« entführen oder mit Ihren Büchern darüber hinaus mehr bewirken? (7.11.2001)
- Ein gutes Buch muss meiner Meinung nach den Leser fesseln. Spannende Bücher haben es da natürlich einfacher. Abgesehen davon möchte ich meine Leser aber gerne zum Selberdenken anregen. Heutzutage wird uns von den Medien sehr viel vorgegeben. Uns wird gesagt, was in und was out ist, wer gerade zu lieben und wer zu hassen ist. Wenn man jedoch damit aufhört, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten, dann wird man verführbar. Wie das enden kann, haben wir in Deutschland ja leidvoll erfahren müssen. Gegen diese Gefahr schreibe ich an, allerdings nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern auf meine eigene fantasievolle Weise. Die Phantastik eignet sich hervorragend dazu, kreatives Denken anzuregen. Der Geist erhält Impulse, die unsere Alltagserfahrungen sprengen. So lernt der Leser neue Perspektiven einzunehmen. Diese Fertigkeit ist ein Gewinn für das ganze Leben.
- Wie lange recherchieren Sie zu einem Thema, bevor Sie mit dem Schreiben anfangen? (30.10.2001)
- Das hängt natürlich vom Stoff ab. An der Saga Der Kreis der Dämmerung habe ich sieben Jahre recherchiert. Ungefähr zweihundert Quellen aus Literatur, Internet, Fach-CD-ROMs, Expertenkorrespondenz und Zeitzeugengesprächen haben mir als Grundlage gedient. Bei anderen Büchern wie dem Netz der Schattenspiele brauchte ich nicht ganz so viel zu recherchieren, weil ich ja von Hause aus Software-Spezialist bin und das im Buch thematisierte Internet mir nicht ganz fremd ist.
- Hatten Sie schon einmal die Möglichkeit, Hauptschauplätze Ihres Buches zu besuchen oder erschaffen Sie die Umgebung in Ihrer Fantasie und Dank der Berichte verschiedener Quellen? (30.10.2001)
- Viele der Schauplätze meiner Bücher habe ich schon persönlich besucht. Allerdings etliche auch erst nachdem das betreffende Buch geschrieben war. Der Roman Das Museum der gestohlenen Erinnerungen nimmt da eine Sonderstellung ein. Ich bin ja in Berlin geboren und dort spielt auch die Handlung des Buches. Trotzdem war ich vor dem Schreiben noch einmal nach Berlin gereist, um die Schauplätze ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Jeden Pflasterstein, den Oliver und Jessica überquerten, habe ich zuvor umgedreht, ihre Schule besucht und einen sehr netten Menschen im Pergamonmuseum kennen gelernt, der mich in manch Geheimnis des beeindruckenden Gebäudekomplexes eingeweiht hat.
- Haben Sie feste Zeiten, in denen Sie schreiben, oder ist das von Ihrem Einfallsreichtum abhängig? Was tun Sie, wenn Ihnen die Ideen während dem schreiben ausgehen? (30.10.2001)
- Ich schreibe sehr diszipliniert, von ungefähr morgends 9 Uhr bis ca. 20 Uhr abends. Zwischendrin gibt's schon mal eine Pause. Meine Frau versorgt mich dann mit Proviant, weil ich beim Schreiben glatt das Essen und Trinken vergessen kann. Meine jährliche »Schreibphase« ist ungefähr drei bis vier Monate lang. In dieser Zeit tauche ich ab in phantastische Welten und selten auf, um mich alltäglichen Dingen zuzuwenden. Schreibblockaden sind mir fremd.
- Wie fühlen Sie sich, wenn Sie nach langem Schreiben endlich das fertige Buch in den Händen halten? (30.10.2001)
- Toll! Das neue Buch bekommt einen Ehrenplatz im Wohnzimmer, den meine Frau und ich ketzerisch den »Schrein« nennen. Nur dass keine Missverständnisse aufkommen: Selbst wenn ich wollte, hätte ich zu dieser Zeit kaum Gelegeheit, mein neues Werk anzuhimmeln, denn meistens bin ich längt schon mit dem nächsten Roman beschäftigt. Der fertige Buch ist wie ein Kind, das nun seine eigenen Wege geht: Man lässt es ziehen, hat es aber immer noch lieb. Dieses mentale »Abgehakt« ist ein Schutzmechanismus - wenn es anders wäre, würde ich Personen und Handlungen meiner verschiedenen Bücher heillos durcheinander würfeln.
- Sie halten große Stücke auf Michael Ende und die Unendliche Geschichte- sicher haben auch andere Autoren Sie begeistert. Welches ist Ihr persönliches Lieblingsbuch? (30.10.2001)
- Michael Ende ist für mich ein Ausnahmeschriftsteller. Viele seiner Werke schätze ich sehr, darunter auch die Unendliche Geschichte. Es gibt auch andere Autoren, deren Werke ich sehr mag: J.R.R. Tolkien, David Eddings, Richard Adams, Wiliam Horwood, Ursula K. LeGuin und etliche mehr. Das wichtigste Buch ist für mich die Bibel. Einen Lieblingsroman habe ich genauso wenig wie einen Lieblingsschriftsteller. Ich tue mich schwer in solchen Superlativen zu denken. Mir fällt oft auf, dass Menschen dazu neigen, sich Idole zu erwählen, die dann von ihnen vorbehaltlos angehimmelt werden. So etwas stimmt mich sehr nachdenklich, zumal viele der heutigen Größen aus Kunst, Sport, Politik oder Wissenschaft bei genauer Betrachtung mehr Fehler als nachahmenswerte Eigenschaften aufweisen. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich nicht gerne von meinen Fans spreche (das Wort entlehnt sich dem englischen fanatic, also »fanatisch"), sondern sie lieber als meine geschätzten Leser betrachte. Ich beurteile Menschen und Bücher nach ihren Eigenschaften und entdeckte dabei Positives und Negatives. Wenn das Positive überwiegt, dann steigt dadurch das Ansehen der Person oder des Werkes in meinen Augen. Das macht mich jedoch nicht blind gegenüber ihren Schwächen.
- Ich schreibe selbst gerade eine Geschichte. Kann ich Ihnen den Text einmal zusenden, damit Sie ihn lesen? (12.6.2001)
- Ich wünsche Dir für Deine Geschichte alles Gute. Du kannst Dir denken, dass ich häufig mit selbst verfassten »Textproben« von meinen Lesern versorgt werde. Zu der Zeit, als ich Michael Ende meine eigene Geschichte vom Drachen Gertrud in die Hände drückte, war es noch erheblich schwerer, einen bekannten Autor persönlich zu erreichen. Es erforderte nicht nur Einfallsreichtum, sondern auch Glück. Heute hat sich durch das Internet viel verändert. Alles ist öffentlicher, transparenter geworden. Ich bekomme täglich Leserpost und die meiste erreicht mich per E-Mail. Und darunter sind eben häufig auch Leseproben. Deshalb musste ich vor einiger Zeit eine schwere Entscheidung treffen, nämlich solche nicht mehr zu lesen. Es ist einfach zu viel geworden. Ich konnte es nicht mehr bewältigen. Die Manuskripte sind monatelang ungelesen herumgelegen und am Ende konnte ich sie doch nur überfliegen, nicht aber gründlich lesen. Das haben die teilweise sehr viel versprechenden Geschichten nicht verdient und ich finde es ungerecht gegenüber den Lesern, deren Texte dann überhaupt nicht mehr von mir gelesen werden können. Deshalb habe ich mich schweren Herzens dazu durchgerungen, alle meine Leser gleich zu behandeln. Dazu gehört übrigens auch, dass ich meine gesamte Leserpost noch eigenhändig beantworte. Vielleicht ist dies ja ein kleines Trostpflaster für den Schmerz, den ich Dir mit meiner Ablehnung zufügen muss. Bitte habe Verständnis dafür.
- Woher bekommen Sie die Ideen für die vielen Namen in Ihren Romanen (15.03.2001)
- Alle Namen in der Neschan-Trilogie, die aus der »Sprache der Schöpfung« entspringen, sind in Wirklichkeit dem Hebräischen entnommen. Andere sind frei erfunden. Gelegentlich verändere ich einfach einen realen Namen. Aus dem Mädchennamen »Tanja« kann durch Vertauschen des Anfangsbuchstaben also schnell der Held »Banja« werden. Manche Namen enthalten auch versteckte Hinweise auf deren Träger. Der Name des geheimnisvollen Bibliothekars Reven Niaga im Roman Das Museum der gestohlenen Erinnerungen ließst sich in umgekehrter Reihenfolge »never again« und mahnt uns, vergangenes Unrecht wie etwa den Holocaust »niemals wieder« zu begehen. Dieses »Never again« ist übrigens auch auf einer Tafel in der Mahn- und Gedenkstätte auf dem Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau zu finden. In einem künftigen Roman wird ein Großteil der handelnden Personen nach den Namen von Pflanzen, deren Gattungen und Familien, benannt werden. Meine Phantasie erschließt ständig neue Quellen, aus denen ich die Namen für meine Bücher schöpfe. Die oben genannt Frage wird dahier nie vollständig beantwortet werden können.
- Haben Sie nicht Lust eines Ihrer Bücher als Computerspiel herauszubringen? (14.02.2001)
- Diese Fragewird sehr oft gestellt. Computerspiele nach heutigen Qualitätsmaßstäben zu produzieren, ist sehr aufwändig und damit teuer. Man braucht also einen starken Partner mit einer dicken Geldbörse oder ehr viel Idealismus. Im Isau-Diskusionsforum auf der Thienemann-Homepage haben sich schon einige Leser der letztgenannten Kategorie den Plan diskutiert, selbst ein Spiel auf die Beine zu stellen. Vielleicht lohnt es sich, dort mal nach Gleichgesinnten zu fahnden.
Siehe auch die Anmerkungen zu Buchverfilmungen - Schreiben Sie Ihre Klappentexte selber? (14.02.2001)
- Nein. Die Texte auf dem Schutzumschlag werden von meinem Lektor entworfen und wenn ich Zeit habe, überarbeite ich sie noch einmal. Es ist also ganz normal, wenn sich der Klappentext nicht immer »nach Isau« anhört. Außerdem muss man beachten, dass er ja in erster Linie Appetit auf das Buch machen soll. Der Tonfall im Klappentext fällt daher zwangsläufig etwas anders aus, als in einer Geschichte, die ich erzähle.
- Haben Sie eigentlich immer eine genaue Vorstellung, wie Ihre Helden aussehen? (14.02.2001)
- O ja! Die besitze ich. Eine ziemlich genaue sogar. Ich fertige wie ein Geheimdienstler ein Dossier von ihnen an, das alle wesentlichen Merkmale, sowohl äußerlich als auch den Charakter betreffen, enthält. Da stehen dann auch ihre Marotten oder sprachlichen Eigenheiten drin, wer ihre Eltern waren, wann sie geboren wurden … Das alles ist wichtig, damit man bei den vielen Personen, die man als Autor erschafft, nicht den Überblick verliert.
- Lesen Sie eigentlich selbst viel? (14.02.2001)
- Das kann man wohl sagen! Wer ein Buch schreiben will, muss mindestens sieben gelesen haben. Schon früh haben mich die klassischen, phantastischen Romane wie Die unendliche Geschichte, oder Der Herr der Ringe begeistert und vermutlich auch beeinflusst. Sehr gefallen haben mir auch die Belgarion- und die Malloreon-Saga von David Eddings. Aber auch so manche Fabel: Unten am Fluß von Richard Adams oder Der Stein von Dunctan (William Horwood) gefielen besonders.
- Wie lange brauchen Sie, um ein Buch zu schreiben? (14.02.2001)
- Das ist natürlich ganz unterschiedlich. Für die Neschan-Trilogie habe ich sieben Jahre gebraucht, weil ich das Schreiben damals noch als reines Hobby, also neben dem Beruft, betrieben habe. Für den ursprünglich als ein Buch geschriebenen Roman Die Träume des Jonathan Jabbok, der heute die Bände I und II der Neschan-Trilogie bildet, habe ich mindestens 1.624 Stunden aufgewendet. Das entspricht 203 Arbeitstagen à 8 Stunden oder (theoretisch) ungefähr 68 ganzen Tagen à 24 Stunden ununterbrochenen Schreibens. Die Saga Der Kreis der Dämmerung habe ich 1995 begonnen und im Jahr 2001 abgeschlossen. Hier konzentrierte sich das reine Schreiben jedoch auf eine Phase von etwa drei Jahren. Die Zeit davor war hauptsächlich der Konzeption und den umfangreichen Recherchen gewidmet. Normalerweise brauche ich heute ungefähr neun Monate um einen Schmöker, wie Das Museum der gestohlenen Erinnerungen fertigzustellen - also vom ersten Konzept, über das Schreiben, bis hin zu den mehrfachen Überarbeitungen, die ich gewöhnlich an dem Text vornehme.
Die Chroniken von Mirad
- Ich verstehe nicht ganz, warum im Roman unter den Kapitelüberschriften »Prolog« und »Epilog« immer »Chroniken von Mirad, ? Buch, ? Kapitel« steht. Die Trilogie besteht doch nur aus drei Bänden. Dort aber gibt es 23 Bücher? (10.1.2007)
- In der Geschichte, also in der erfundenen Welt Mirad, gibt es tatsächlich die Chroniken von Mirad. Das ist eine Geschichts-Enzyklopädie, die viele, viele Bände umfasst und über die lange Zeit ihrer Entstehung hinweg mehrere Schreiber hat. Irgendwann möchte ich einmal ein Mirad-Lexikon herausbringen. Darin findest Du dann folgenden Eintrag:
- Chroniken von Mirad; (eigentlich »Die Chroniken von Mirad«) bedeutendstes Geschichtswerk Mirads. Obwohl die C.v.M. vorwiegend am Königshof von Soodland verfasst wurden, umfassen sie doch alle wesentlichen Ereignisse des Herzlandes vom Anbeginn der Zeitrechnung. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Lexikons hatten C.v.M. einen Umfang von 23 Bänden, die von insgesamt etwa 16, teilweise anonymen Schreibern stammen. Die Chronistin zur Regierungszeit des Königs Ergil war Múria.
- Meine Trilogie ist also nach diesen Chroniken benannt. Sie ist gewissermaßen ein Fenster in die riesige miradische Enzyklopädie. Gleichzeitig behalte ich mir damit die Möglichkeit offen, irgendwann einmal ein paar andere Kapitel aus den »Chroniken« in Romanform herauszubringen. Man wird sehen, was die Zukunft bringt.
Pala und die seltsame Verflüchtigung der Worte
- Wer ist der Erzähler im Roman, der seinen Namen verschweigt? (1.8.2003)
- Das ist wirklich nicht leicht herauszufinden. Wenn man so will, dann haben wir es hier mit dem einzigen Rätsel zu tun, das in Pala nicht aufgelöst wird. Der Leser muss es selbst herausfinden. Eine Leserin schrieb mir jedoch: »Da ich die richtige Antwort nicht weiß, ist es so, als hätte ich das Buch nicht fertig gelesen.« Das darf natürlich nicht sein. Hier also die Antwort: Weil es in Pala um Sprache geht, ist die Identität des Erzählers auch mithilfe eines »Sprachcodes« herauszufinden. Man muss genau auf bestimmte Formulierungen achten, die nur er verwendet. Wer allein benutzt im Buch das Wörtchen »Tja«? Auf wen trifft folgendes Geständnis des Erzählers zu? »Wo ich doch selbst, viel zu oft unter Schmerzen, nach der Vollkommenheit strebte …« Wer hängt einer Bemerkung des Öfteren die Phrase »Oder sagen wir …« an? Nun es ist niemand anderer als Nonno Gaspare, Palas Großvater.
- Haben Sie die Gedichte in Pala selbst geschrieben? (30.7.2003)
- Ja. Der komplette Sonettenkranz ist »Marke Eigenbau«. Ich habe eine ganze Arbeitswoche benötigt, um das Meistersonett und den Reigen der vierzehn anderen Klinggedichte zu entwerfen.
Die Saga Der Kreis der Dämmerung
- Finden Sie nicht, David Camden verkommt im dritten Teil des Zyklus zu einem Killer? (25.4.2002)
- Der dritte und vierte Band vom Kreis der Dämmerung waren ursprünglich als ein Buch geplant, weswegen sich der im Band drei gewonnene Eindruck im letzten Teil relativieren wird. Den Vorwurf, David würde im Teil 3 zu einem Killer verkommen, kann ich so nicht stehen lassen. Beim genauen Lesen der Kreis-Saga fällt auf, dass David in keinem Fall an die Mitglieder des Kreises der Dämmerung mit dem Vorsatz herangeht, sie zu töten. Auch im vierten Teil des Romanzyklus betont David ausdrücklich, er wolle diese Menschen der Gerechtigkeit zuführen, ja, er sagt sogar, ein ordentliches Gericht solle über sie urteilen. Leider spielen die Logenbrüder da nicht mit, was eine Metapher auf ein in der Geschichte viel beobachtetes Verhaltensschema ist, das man als »Siegen oder untergehen"-Syndrom bezeichnen könnte. Als für Adolf Hitler längst feststand, dass er seinen Krieg nicht mehr gewinnen konnte, hat er noch den Volkssturm (Kinder, Invaliden und Frauen) mit Forken und Knüppeln gegen den Feind geschickt. Genau diese selbstzerstörerische Haltung zeigen die Logenbrüder Belials. Hitler richtete sich schließlich selbst (zumindest wird das bis heute behauptet) und die Logenbrüder tun es genauso, wenn sie von David in die Enge getrieben werden. Ein Polizist ist noch lange kein Mörder, wenn sich ein Verbrecher bei dem Versuch ihn zu verhaften selbst umbringt oder wenn er wild um sich ballert und den Ordnungshütern womöglich keine andere Wahl lässt, als sich zu verteidigen. Ebenso wenig kann man David als Killer bezeichnen, nur, weil er den Geheimbund nicht so weitermachen lässt, wie Belial es verkündet hat. Vergessen wir nicht, der Kreis der Dämmerung will die Menschheit in den Untergang treiben. Sollte man ihn da nicht aufzuhalten versuchen?
- Was bedeuten die asiatischen Schriftzeichen auf dem Schutzumschlag des Romanes Der Kreis der Dämmerung? (14.02.2001)
- Die in einem ungefähr quadratischen Kasten zusammengefassten Zeichen bilden den Abdruck eines chop, eines chinesischen Steinsiegels. Die Zeichen bedeuten »Ralf der Geschichtenerzähler«. Ein chinesischer Steinschneidemeister hat mir diesen »Stempel« aus Serpentin, einem grünen Halbedelstein, angefertigt.
Ralf Isaus chinesischer Stempel (Chop)
Das Museum der gestohlenen Erinnerungen
- Wie viele Xexano-Statuen gibt es in dem Roman? (27.12.2001)
- Auf Seite 12 sagt der Kommissar »Als man daher vor wenigen Wochen in der Nähe babylonischer Ruinen die Statue des Gottes fand…..". Auf der Seite 510 heißt es dagegen von der Zeit, als Thomas Pollock noch als Wissenschaftler im Vorderasiatischen Museum arbeitete: »Als dann eines Tage die Nachricht von dem sensationellen Fund einer Goldstatue bei Tell el-Oheimir…eintraf…". Auf Seite 176 spricht Prof. Seymour zudem von dem »Fund« der »Xexano-Statue in den Ruinen des alten Kisch". Wie viele Xexano-Statuen gibt es also?
Die Äusserung des Kommissars zugegebenermaßen nicht sehr präzise. Polizisten kennen sich eben nicht so genau in der Archäologie aus, zumal dann nicht, wenn sie von einem hinterhältigen Museumsdirektor wie Hajduk an der Nase herumgeführt werden. Die Statue des Xexano wurde natürlich nicht erst vor »wenigen Wochen« gefunden, wie der Kommissar sagt, sondern sie wurde zu dieser Zeit von der irakischen Regierung freigegeben, damit sie nach Berlin gebracht werden konnte. Das verursachte einen Medienrummel. Beim tatsächlichen Fund Ende der 1980-er Jahre war zwar die Wissenschaftswelt aus dem Häuschen, aber da Xexano ohnehin kaum jemand kannte, nahmen auch nur wenige von dem Fund bei Tell el-Oheimir Notiz. Tell el-Oheimir ist übrigens der heutige Name fur das alte Kisch. Die beiden Orte sind also gleichzusetzen. Im Roman heißt es ja auch: »Als dann eines Tages die Nachricht von dem sensationellen Fund einer Goldstatue bei Tell el-Oheimir, dem einstigen Kisch, eintraf, beschloss er zu handeln.« Diese Statue wurde gefunden, als Thomas Pollock noch als Wissenschaftler im Vorderasiatischen Museum arbeitete, also noch zur DDR-Zeit. Folgender Abschnitt gibt hierzu einen wichtigen Aufschluss: »Er beabsichtigte seine ganze Autorität, die er als angesehener Wissenschaftler besaß, einzusetzen, um die Rückkehr der Statue unter das Ischtar-Tor zu verhindern. Anfangs sah es auch gar nicht schlecht aus. Die Iraker hatten selbst hervorragende Archäologen, sie hatten die Statue gefunden - warum sollte man das Artefakt den Deutschen oder irgendeinem anderen Land überlassen?« Es muss also Zeit vergangen sein vom Fund der Statue bis zu deren Aufstellung im Berliner Museum. In dieser Zeit vollzog sich in Deutschland auch die Wiedervereinigung. Auch die Fundstücke aus Babylon waren - wie der Roman ja schildert - viele Jahre in Persien zwischengelagert, bevor sie nach Berlin gebracht werden konnten. Die Antwort auf die Frage lautet also: Es gibt nur eine Xexano-Statue.
Das Museum der gestohlenen Erinnerungen (deutsch)
Die Neschan-Trilogie
- Wenn aus zwei Keimen immer nur ein Behmisch hervorgeht, ist das Volk der Behmische dann nicht dem Untergang geweiht, da ihre Zahl ja mit jeder Fortpflanzung geringer wird? (15.4.2005)
- Die Antwort zum scheinbaren Behmisch-Dilemma liegt in Din-Mikkiths Bemerkung, die er von sich gibt, als er Yonathan seinen Keim schenkt. Er sagt: »Der Keim kann nie mit einem zweiten zusammengefügt werden, er kann keine neuen, kleinen Behmische hervorbringen. Ich bin der letzte, Yonathan.« Din-Mikkith benutzt den Plural. Ein Keim kann also sehr wohl mehrere neue Behmische hervorbringen. Es ist somit genauso wie bei uns Menschen. In vielen Industrieländern dominieren Ein-Kind-Familien. Die Bevölkerung würde also aussterben. Aber wenn sie mehr Nachkommen je Paar hervorbringt, kann sie weiterexistieren. Das gleiche Prinzip lässt sich auf die Behmische übertragen. Die Neschan-Trilogie ist vor zehn Jahren erschienen, geschrieben habe ich die ersten Passagen vor siebzehn Jahren. Daher meine ernst gemeinte Frage: Wer hat eine Textstelle gefunden, wo ausdrücklich steht, dass aus einem Keim immer nur ein neuer Behmisch hervorgebracht werden kann? Ich würde Band und Seitennummer gerne erfahren. Mir ist jedenfalls keine solche Passage bekannt.
- Denken Sie sich die Landkarten wie in Neschan selbst aus? (30.10.2001)
- Ja, wobei man sagen muss, dass die Neschan-Topografie ein wenig unserer irdischen angelehnt ist. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte Neschans zusammen (siehe auch nächste Frage vom 14.2.2000).
- Wird es eine Fortsetzung zur Neschan-Trilogie geben? (14.02.2000)
- Von der Welt Neschan wird es so schnell keine weiteren Bücher geben. Die Geschichte von Jonathan Jabbok hat, wie ich finde, ein gutes Ende genommen. Mir spukt zwar noch die Idee im Kopf herum, ein Buch darüber zu schreiben, wie Neschan einst entstand, aber es ist noch völlig unklar, ob ich ein solches Projekt jemals verwirklichen werde.
- Wollen Sie die Neschan-Trilogie verfilmen lassen? (31.10.2001)
- Hier muss ich, glaube ich, einiges klarstellen. Jedes Jahr erscheinen viele Tausend Bücher. Nur ganz wenige erlangen überhaupt so viel Aufmerksamkeit, dass sich eine Filmproduktionsfirma für sie interessiert. In solchen Fällen gibt es für den Autor zumeist nur die Wahl, ob er einer Verfilmung zustimmt oder nicht. Meistens hat er aber dem Verlag mit den Rechten an seinem Buch auch die Möglichkeit abgetreten das Buch anderweitig zu vermarkten. Aber man kann ja nie wissen. Immerhin hatte sich eine Produktionsgesellschaft bereits einmal das Recht zur Umsetzung der Neschan-Trilogie in eine Animation (Zeichentrick oder Computeranimierter Film) gesichert. Ich betrachte solche Vorhaben immer mit einem zwiespältigen Gefühl. Einerseits begeistern sie mich, andererseits fürchte ich die Enttäuschung, die Michael Ende bei der Verfilmung seiner Unendlichen Geschichte hinnehmen musste (Michael Endes Frau hat ja sogar gegen den Film prozessiert). Hand aufs Herz: Wer könnte schon einen Din-Mikkith miemen, ohne dass es albern wirkt?
Siehe auch die Anmerkungen zu Computerspielen - Wie sind Sie darauf gekommen, die Neschan-Trilogie zu schreiben? (14.02.2001)
- Die Entstehungsgeschichte der Neschan-Trilogie verrate ich an andere Stelle meiner Website. Mit einem Klick sind Sie da. Für zusätzliche Hintergründe zu dem Werk klicken Sie hier.
Erfahren Sie mehr über die Neschan-Trilogie:
Entstehungsgeschichte >
Hintergründe >