Die Neschan-Trilogie
Die Geburt einer Legende
Die Neschan-Trilogie ist der Anfang meines schriftstellerischen Schaffens. Wie bereits in meiner Lebensgeschichte beschrieben, entstand das knapp 1.600 Seiten umfassende Werk aus der Idee heraus, für meine Tochter Mirjam einen spannenden Schmöker zu schreiben. Da ich selbst als Jugendlicher gerne phantastische Romane gelesen hatte, sollte auch das Buch für Mirjam ein Spaziergang durch die Phantasie werden. Gleichwohl wollte ich der Wirklichkeit nicht vollständig den Rücken kehren, denn ich musste ja damit rechnen, dass sich Mirjam nicht wie Jonathan Jabbok in eine Traumwelt absetzen würde, sondern ihr eine Zukunft im harten Lebensalltag winkte. Doch selbst diese lässt sich farbiger gestalten, wenn man nicht nur auf bekannten Gedankenwegen wandelt, sondern seinen Geist elastisch hält, kreativ, dazu bereit, das Neue bisher Unentdeckte zu erkunden. So sah ich keinen Widerspruch darin, die Phantasie mit dem sogenannt "wirklichen Leben" zu verknüpfen. Die Neschan-Trilogie sollte nicht mein letztes Werk werden, in dem sich diese meine Einstellung zur Phantastik widespiegelt (siehe "Gedanken" zur Metaphorik des Werkes aus dem Jahre 1993).
Zunächst musste das Projekt einen Namen bekommen. Das war noch die leichteste Übung. Die Träume des Jonathan Jabbok sollte das Buch für Mirjam heißen. Der erste Band der späteren Trilogie trägt diesen Titel immer noch. Als ich mit dem Schreiben der Geschichte begann, war kaum abzusehen, dass ich erst sieben Jahre später den Schlusspunkt setzen würde. Autor wie Buch machten eine Metamorphose durch: ersterer vom Hobbyschreiber zum professionellen Schriftsteller, letzteres vom reinen Privatprojekt zu einem international geachteten Fantasy-Epos. So wurde aus der Legende über den siebten Richter ein Werk, das inzwischen selbst den Ruf einer Legende genießt.
Hier nun zuerst eine kurze Einführung zu den einzelnen Bänden:
Inhalt
Die Welt hinter den Träumen
Band 1: Die Träume des Jonathan Jabbok
Der 13-jährige Jonathan Jabbok ist an den Rollstuhl gefesselt. Nur in seinen Träumen geht er auf Wanderschaft. Dort ist er der springlebendige Yonathan, der eines Tages den geheimnisvollen Stab Haschevet findet. Nur wenn dieser Stab vor den Mächten des Bösen bewahrt und in den fernen Garten der Weisheit gebracht werden kann, wird der siebte Richter von Neschan mit ihm zur Rettung der Welt antreten können. Weil kein anderer als Yonathan den Stab berühren kann, ohne sofort zu Asche zu zerfallen, muss er die weite und gefahrvolle Reise selbst antreten. Der schottische Knabe Jonathan Jabbok taucht immer tiefer in die Welt seiner Träume ein, bis er sich fragt, welches die wirkliche Welt für ihn ist: jene, die ihn nur im Rollstuhl kennt oder die andere, wo alles von ihm abhängt ...
Band 1: Das Geheimnis des siebten Richters
Jonathan Jabbok wird immer schwächer, während sein Traumbruder Yonathan immer gefährlichere Abenteuer bestehen muss. Manchmal erwacht der gelähmte Knabe und kann sich nicht mehr erinnern, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Fast ist es so, als habe er wärend dieser Zeit nur in seinen Träumen existiert. Gejagt von den Häschern des bösen Bar-Hazzat muss sein Traumbruder alle Kraft aufwenden, um doch noch den Garten der Weisheit zu erreichen. Mit jeder Stunde schwindet die Lebenskraft seines anderen Ichs, das in Schottland in einem Rollstuhl sitzt. Kann Yonathan den Stab Haschevet noch rechtzeitig an den siebten Richter übergeben und damit die Welt Neschan den Klauen Bar-Hazzats entreißen?
Band 3: Das Lied der Befreiung Neschan
Dank Yonathan konnte der siebte Richter Neschans sein Amt antreten. Aber nicht nur den Mächten des Guten ist die alte Prophezeiung bekannt, nach der sich das Gesicht der Welt Neschans in diesen Tagen grundlegend ändern wird. Ob es ein Wandel zum Bösen oder zum Guten wird, hängt einmal mehr von Yonathan ab. Bar-Hazzats Macht lässt sich nur brechen, wenn zuvor seine sechs "Augen" zerstört werden, rot glühende Steine, die jeden in den Bann zu schlagen scheinen, der sich ihnen nähert. Yonathan und seine alten Gefährten wagen es dennoch. Sie machen sich auf eine Reise quer durch eine gefahrvolle Welt . Um die "Augen" Bar-Hazzats zu bekommen, muss Yonathan verschlagene Drachen und rotglühende Feuermenschen bezwingen. Nur wenn er kein einziges Mal unterliegt, kann er Bar-Hazzat zur letzten Entscheidung zwingen: einen Zweikampf, in dem es um alles geht, eine ganze Welt, um Neschan ...
Metaphorik
Die phantastische Literatur bedient sich oft der Metaphorik, um das »wirkliche Leben« zu reflektieren. Auch die Neschan-Trilogie enthält solch eine »tiefere Ebene«. Im Jahr 1993 habe ich meine diesbezüglichen Gedanken schriftlich festgehalten. Zum Lesen klicken Sie hier oder auf oben stehendes Info-Symbol (PDF-Datei).
Der Erfolg hat viele Väter: Danksagung an die Förderer
Meist verbindet man ein Buch mit dem Namen, der auf dem Umschlag steht und denkt dabei wenig über die vielen anderen nach, die noch zum Gelingen des Werkes beigetragen haben. Mein eigener Anteil an der Neschan-Trilogie war Phantasie und Zeit. Für den ursprünglich als ein Buch geschriebenen Roman Die Träume des Jonathan Jabbok, der heute die Bände I und II der Neschan-Trilogie bildet, habe ich mindestens 1.624 Stunden aufgewendet. Das entspricht 203 Arbeitstagen à 8 Stunden oder (theoretisch) ungefähr 68 ganzen Tagen à 24 Stunden ununterbrochenen Schreibens.
Doch den Erfolg der Trilogie allein mit Fleiß zu erklären, wäre pure Anmaßung. Dank Michael Ende - auch das habe ich in meiner Vita bereits beschrieben - gelang es mir, den Thienemann-Verlag (Stuttgart) für das Werk zu begeistern. Für Hansjörg Weitbrecht, dem damaligen Verleger dieses ältesten deutschen Kinder- und Jugendbuchverlages, mochte es ein Risiko gewesen sein, das erst zu einem Drittel fertige Manuskript eines völlig unbekannten Autors unter Vertrag zu nehmen. Wie gut, dass es immer noch Menschen gibt, die lieber den steinigen, den schweren Weg gehen, weil sie sich Aussichten erhoffen, an die andere nicht einmal zu erwähnen wagen. Leider denken etlichen Verlagsverantwortliche heute nur noch an den kurzfristigen Profit und kaufen daher lieber "große Namen" ein, anstatt in junge Talente und damit in die Zukunft der Literatur zu investieren. Mein Dank gilt daher jenen, die mir eine Chance gegeben und damit bewiesen haben, zu welch großer Anerkennung durch die Leserschaft auch ein bisher unbekannter Autor gelangen kann. Ein nicht unerheblicher Anteil für den Erfolg der Erstausgabe der Neschan-Trilogie gebührt sicher auch Claudia Seeger, deren Illustrationen die Trilogie ihre ansprechende Unverwechselbarkeit verdankt. Last but noch least müssen die Lektoren der Neschan-Trilogie genannt werden: Jeanette Randerath, Michael Jokisch und Guido Michl gilt meine Hochachtung, weil sie eine gewaltige Arbeit bewältigt haben, ohne daran zu verzweifeln.
Ein Anfang vom Ende
Lesen Sie, wie Michael Ende dem »Drachen Gertrud« zum Fliegen verhalf und damit auch der »Neschan«-Trilogie den Weg geebnet hat (PDF-Datei).
Die Neschan-Trilogie (Thienemann-Sonderausgabe von 2004)
Das Chamäleon unter meinen Werken
Keines meiner Werke präsentiert sich allein im deutschsprachigen Raum so vielfältig wie die Neschan-Trilogie. Wie ein Chamäleon ist es sehr wandlungsfähig, wie folgende Übesicht beweist:
- Mai 1995: Zum Auftakt der Neschan-Trilogie bringt Thienemann ein Leseexemplar (entspricht in der Ausstattung einem normalen Taschenbuch) von den Träumen des Jonathan Jabbok heraus.
- August 1995: Die Hardcover-Ausgabe von den Träumen des Jonathan Jabbok erscheint.
- Februar 1996: Das Geheimnis des siebten Richters (Hardcover)
- August 1996: Das Lied der Befreiung Neschans (Hardcover)
- Frühjahr 1997: Im Bertelsmann Club erscheinen Die Träume des Jonathan Jabbok (Hardcover). Nach Befinden des Autors, der hässlichste Schutzumschlag. Diese Einschätzung scheinen auch andere zu teilen: Der Buchclub kippt die Neschan-Trilogie aus dem Programm.
- November 1998: In seinem Fantasy-Programm für Erwachsene bringt Goldmann Die Träume des Jonathan Jabbok als Taschenbuch heraus. Obwohl der Umschlag ähnlich hässlich ist wie jener der Buchclub-Ausgabe findet die Neschan-Trilogie dadurch viele neue Freunde.
- November 1998: Die Karussel Musik & Video GmbH erwirbt die Rechte für ein Hörbuch von den Träumen des Jonathan Jabbok.
- Ebenfalls im Herbst 1998: Goldmann bringt Das Geheimnis des siebten Richters als Taschenbuch heraus.
- Frühjahr 1999: Das Lied der Befreiung Neschans erscheint bei Goldmann im Taschenbuch.
- Mai 1999: Bei Omnibus (Kinder- und Jugendbuchreihe von Bertelsmann) erscheinen Die Träume des Jonathan Jabbok nun ebenfalls als Taschenbuch.
- August 1999: Bei Omnibus erscheint das Taschenbuch zum Geheimnis des siebten Richters.
- Dezember 1999: Omnibus zieht mit der Taschenbuchausgabe vom Lied der Befreiung Neschans nach.
- Januar 2000: Bei Omnibus erscheinen alle drei Bände der Neschan-Trilogie im Schuber (zur Anzeige hier klicken).
- Frühjahr 2000: Die Ventura Film Distributors b.v. erwirbt die Rechte zur Vermarktung der Neschan-Trilogie im Bereich Film und elektronische Medien.
- November 2000: Der japanischen Verlag Asunaro Shobo Ltd. bringt Die Träume des Jonathan Jabbokals Hardcover ins Land der aufgehenden Sonne.
- Juni 2001: Bei Asunaro Shobo erscheint Das Geheimnis des siebten Richters auf Japanisch
- November 2007: Blanvalet, ein Imprint der Random House Verlagsgruppe, bringt eine Taschenbuchausgabe der Trilogie mit völlig neu gestalteten Umschlägen heraus.
- Juni 2001: Bei Asunaro Shobo erscheint Das Geheimnis des siebten Richters auf Japanisch
- November 2007: Blanvalet, ein Imprint der Random House Verlagsgruppe, bringt eine Taschenbuchausgabe der Trilogie mit völlig neu gestalteten Umschlägen heraus.
- Juni 2001: Bei Asunaro Shobo erscheint Das Geheimnis des siebten Richters auf Japanisch
- Februar 2014:Bei hockebooks erscheint die Neschan-Trilogie als E-Book, sowohl für den Amazon Kindle wie auch für Apple iOS-Geräte und andere Reader.
1995
1995
1996
1998
1998
1999
Sprachen
In wie viele Sprachen ein Werk übersetzt wird, hängt nicht nur von seinen Verkaufszahlen im Ursprungsland, sondern auch von seinem Umfang ab. Ginge es mir nur um den kommerziellen Erfolg, müsste ich also hauptsächlich gute dünne Bücher schreiben und nicht so viele gute dicke. Ich ignoriere lieber diese Regel, schreibe Bücher, die ich selbst gerne als junger Leser verschlungen hätte und hoffe auf den Tag, da mich ein Land "entdeckt". Japan ist ein schönes Beispiel, wie so etwas funktionieren kann (siehe News). Nach Erscheinen des ersten Bandes der Trilogie musste alle zwei Wochen eine neue Auflage gedruckt werden. Die nachfolgende Liste von Übersetzungen ist daher im Grund noch gar keine, aber das kann sich ja schnell ändern.
- Japanisch
- KoreanischIn Bearbeitung
- Thai
Selbstgeschnitzt: Autodidaktisches
Die Schule hat mir hauptsächlich eines beigebracht: zu Lernen. Ich bin ein Autodidakt. Vielleicht rührt daher die Detailversessenheit in meinen Büchern, das ständige Bestreben Reales auch wirklichkeitsgetreu darzustellen. So gewinnt für den Leser nach meiner Meinung auch das Phantastische an Akzeptanz. Nicht nur die Suche nach Fakten gehört zu den Eigenleistungen, die ich in meine Schriftstellerei einbringe (natürlich nehme ich hier hin und wieder auch die Hilfe anderer in Anspruch), sondern das Handwerk des Schreibens selbst. Es ist schon erstaunlich, wie bereits ein Erstlingswerk wie die Neschan-Trilogie Hunderttausende begeistern konnte. Meine Entwicklung als Literat begann doch erst mit dieser Trilogie und ist noch lange nicht abgeschlossen.
Bisweilen trieb das "Schnitzen" an den Träumen des Jonathan Jabbok schon seltsame Blüten. Da versuchte ich mich gelegentlich im Zeichnen, um den Stab Haschevet, Din-Mikkiths Keim oder die Topografie Neschans zu visualisieren - mit jämmerlichem Erfolg wie nebenstehende Beispiele zeigen. Aber ein guter Schüler muss auch wissen, wo seine Grenzen sind. Seitdem so begabte Künstler wie Claudia Seeger oder Peter Gric - seine "Schmale Landschaft mit Flugstein" ist oben links zu sehen - die Illustration meiner Bücher übernommen haben, präsentieren diese sich dem Leser wie aus einem Guss. Das Selberzeichnen habe ich nicht ganz aufgegeben, beschränke es aber auf den Eigengebrauch - manches lässt sich einfach leichter in Worte fassen, wenn man es zunächst in Bildern gesehen hat.
Zum Vergrößern das jeweilige Bild bitte anklicken:
Erster Entwurf der Welt Neschan
Neschanische Maß- und Zeiteinheiten
Längenmaße
Ich wurde einmal gefragt, warum ich in der Neschan-Trilogie so schwer verständliche Maßeinheiten verwende: Fuß, Elle, Meile - was ist damit gemeint? Die Leserin bekam folgende Antwort:
"Nun, wir befinden uns in einer fremden Welt, die irgendwie an alte biblische Zeiten erinnern mag ... Hier wie dort werden auch die uns heute etwas fremden Maße verwendet. Ich benutze grundsätzlich die Maßangaben, die zum Zeitpunkt und am Ort der Handlung gültig sind (vergleiche die Saga Der Kreis der Dämmerung). Das gehört für mich einfach zur Glaubhaftigkeit, zur authentischen Atmosphäre der Geschichte. Vielleicht ist Dir auf aufgefallen, dass es auf Neschan keine Sekunden, sondern nur 'Herzschläge', 'Atemzüge' oder Ähnliches als kurze Zeiteinheiten gibt. Eine Sekunde in einer altertümlichen Welt ist für mich ein Stilbruch, der das Bild der Glaubhaftigkeit zerstört. Unsere Urgroßeltern haben sich wenig um Sekunden geschert."
Um all jenen, die es nun aber doch ganz genau wissen wollen, behilflich zu sein, hier eine Tabelle zur Umrechnung der in der Neschan-Trilogie verwendeten Maßeinheiten:
Irdische (englische) Längenmaße:
1 Fuß 0,3048; m
1 Meile 1609,0; m
1 Seemeile (nautische Meile) 1852,0; m
Neschanische Längenmaße:
1 Fingerbreit 0,0185 m (1/4 Handbreit)
1 Handbreit 0,0740 m (4 Fingerbreit)
1 Spanne 0,2220 m (3 Handbreit)
1 Fuß 0,2960 m (4 Handbreit)
1 Elle 0,4450 m (2 Spannen)
1 große/frühere Elle 0,5180 m (7 Handbreit)
1 Faden 1,8000 m
1 Rohrlänge/Rute 2,6700 m (6 Ellen)
1 große Rohrlänge 3,1100 m (6 große Ellen)
1 Meile 1602,0000 m (3600 Ellen)
Zeitmaße
Auch die Zeitrechnung auf Neschan bereitet dem ein oder anderen Schwierigkeiten. Nun, ich verrate wohl kein Geheimnis, wenn ich in diesem Zusammenhang auf den althebräischen Mondkalender verweise, der mir als Vorbild gedient hat. Hier eine Übersicht der Monate:
Mondkalender
lfd.NESCHANERDEKalender-
MonatMonatAnzl. Tagemonate
1. Ethanim30Sept./Okt.
2.BulvariabelOkt./Nov.
3.KislewvariabelNov./Dez.
4.Tebeth29Dez./Jan.
5.Schebat30Jan./Febr.
6.AdarvariabelFebr./März
SchaltmonatVeadar30
7.Abib30März/April
8.Ijjar29März/April
9.Siwan30Mai/Juni
10.Tammus29Juni/Juli
11.Ab30Juli/Aug.
12.Elul29Aug./Sept.
Wie funktioniert ein Mondkalender? Wie der Name schon sagt, stützt er sich auf die Mondzyklen. Seine Monate haben eine Länge von 29 oder 30 Tagen (ein Mondzyklus, auch "Lunation" genannt, ist im Durchschnitt 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2,78 Sekunden lang). Da ein Jahr mit zwölf Mondmonaten fast elf Tage kürzer ist als ein Sonnenjahr von 365 1/4 Tagen, wird jedes Jahr um einige Tage verlängert; hierfür stehen die Monate Bul, Kislew und Adar mit entweder 29 oder 30 Tagen zur Verfügung (in obiger Tabelle mit "variabel" gekennzeichnet); in einem (sogenannt metonischen) 19-Jahreszyklus wird in jedem 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr ein zusätzlicher Schaltmonat, der Veadar, eingeschoben. Durch diese Ausgleichstage und -Monate ergibt sich das sogenannte "Lunisolarjahr" oder "gebundene Mondjahr", das sicherstellt, dass bestimmte Monate und Jahreszeiten immer übereinstimmen. Wie auch immer, die neschanische Zeitrechnung lässt aus obengenannten Gründen 12-Monatsjahre mit 353, 354 oder 355 Tagen und Schaltjahre (à 13 Monate) mit 383 bis 385 Tagen zu.
Der neschanische Tag endete ursprünglich mit dem Untergang der Sonne, so dass ein neuer Tag nach Sonnenuntergang begann. Zu Jonathans Zeiten war der Tagesbeginn aber bereits auf eine bestimmte Zeit festgelegt, die auf der irdischen Zeitskala der um 18.00 Uhr entspricht. Auf Neschan haben die Tage keine Namen, sie sind einfach von 1 (entspricht unserem Sonntag) bis 7 (unser Samstag) durchnummeriert - man spricht also vom "ersten Tag", "zweiten Tag" usw.
Der Begriff der neschanischen Stunde ist für heutige irdische Verhältnisse etwas verwirrend (obwohl man diese Art der Zeitrechnung auch bei uns im Altertum kannte). Man spricht in jeder Jahreszeit von 12 Stunden Tageslicht und 12 Stunden Nacht. Daraus folgt, dass die Tagesstunden im Winter wesentlich kürzer sind als die Nachtstunden; im Sommer kehrt sich diese Verschiebung genau um. Nur zur Zeit der Tagundnachtgleiche haben die neschanischen Stunden die uns bekannte Länge von 60 "irdischen" Minuten.
Das Zeitmaß der Wache lässt sich mit unseren Stunden eher vergleichen. Bei den Römern und Griechen kannte man 4 Wachen zu je 3 Stunden; die erste Wache begann etwa um 18 Uhr. Bei den alten Hebräern gab es 3 Wachen zu je 4 Stunden; auch hier begann die erste Wache gegen 18 Uhr. Auf Neschan dauert eine Wache 4 Stunden der uns bekannten Länge; dort beginnt die erste Wache ebenfalls gegen 18 Uhr, also mit Beginn eines neuen Tages.