Glossar
Fachbegriffe zum Thema Intelligent Design und Evolution
Die Ungebildeten haben das Unglück, das Schwere nicht zu verstehen, dagegen verstehen die Gebildeten häufig das Leichte nicht, was ein noch viel größeres Unglück ist.
Allele; [griechisch], in der Genetik werden mit Allelen paarweise einander zugeordnete Zustandsformen eines Gens auf homologen Chromosomen beschrieben, die sich hinsichtlich ihrer räumlichen Anordnung und Funktion gleichen, durch Mutation jedoch ungleich beschaffen sein können.
Zur Veranschaulichung kann die Blütenfarbe einer bestimmten Pflanze herangezogen werden, die (vereinfacht ausgedrückt) durch ein bestimmtes Allelpaar festgelegt wird, das sich wiederum auf einem Chromosomenpaar befindet. Wenn Allel Nr. 1a für eine rote, und Allel 1b für eine weiße Blüte steht, dann kann die Blüte entweder eine Mischfarbe aufweisen (rosa) oder es tritt im Falle der eines rezessiven und eines dominanten Erbfaktors ausschließlich die Ausprägung des Letzteren (rot oder weiß) in Erscheinung.
Quelle (auszugsweise): © Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004.
Bastard; (auch Hybride) bezeichnet in der Biologie ein Individuum, das aus Kreuzungen genetisch unterschiedlicher Elternformen hervorgegangen ist. Aus einer Bastardierung entstehen immer mischerbige, heterozygote Individuen. Nur reinerbige, durch fortlaufende Inzucht entstandene, homozygote Individuen und Haplonten (z.B. Sporentierchen, haploid) haben niemals Bastardnatur.
Quelle (auszugsweise): © Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004.
Biospezies (biologische Art); Gruppe von Individuen, die zu Populationen gehören, welche sich natürlicherweise mischen und fruchtbare Nachkommen hervorbringen können. Diese Populationen sind von anderen B. isoliert.
Chimäre; (vergl. Hybride) in der Zoologie, Botanik wird unter einer C. ein Individuum verstanden, das aus genetisch unterschiedlichen Teilen besteht. In der Biologie findet der Begriff auch Anwendung auf (tierische) Individuen, die in sich Zellen zweier unterschiedlicher Zygoten vereinen. Im engeren Sinne werden in den Naturwissenschaften nur solche Lebewesen als C. bezeichnet, die auf nicht natürlichen Wege entstanden sind und Merkmale zweier Arten miteinander vereinen. Ein Beispiel stellt die 1984 von US-Wissenschaftlern gezüchtetete Geep dar, ein Mischwesen aus Schaf und Ziege [dt. „Schiege“]. Solche Kreuzungen sind aber offenbar in gemischten Schaf- und Ziegenherden auch auf natürlichem Weg entstanden (vergl. engl. Wikipedia-Artikel »Sheep-goat hybrid«).
Circulus vitiosus; siehe Zirkelschluss.
Darwinismus; (nach C.R. Darwin) der, im weiteren Sinn: die Abstammungslehre; im engeren Sinn: die von C.R. Darwin (etwa gleichzeitig mit A.R. Wallace) entwickelte Evolutionstheorie, die in der natürlichen Auslese (Selektion, Auswahl der für die betreffenden Umweltbedingungen am besten geeigneten Lebewesen, »Kampf ums Dasein«) die Hauptursache für die stammesgeschichtliche Entwicklung sieht. Die grundlegenden Gedankengänge bilden einen zentralen Punkt der modernen biologischen Theorie der Evolution. Siehe Neodarwinismus.
Quelle: © Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004.
Deszendenztheorie; Abstammungstheorie (Evolutionstheorie), nach der die höheren Lebewesen bis hin zum Menschen aus niederen hervorgegangen sind. Die D. lehnt die Vorstellung ab, nach der die Arten in unveränderlicher Form durch einen göttlichen Schöpfungsakt erschaffen wurden.
diploid; eine ungeteilte Körperzelle besitzt einen diploiden, das heißt, einen doppelten Satz homologer (sich entsprechend, sich bis auf unterschiedliche Ausprägungen einiger Gene gleichend) Chromosomen (vergl. haploid).
Epithel; [griechisch] das (Epithelgewebe, Deckgewebe), Verband von Zellen, der äußere oder innere Oberflächen des Körpers oder von Hohlorganen beim Menschen und bei Tieren bedeckt. Nach der Form unterscheidet man Plattenepithel mit flachen, plattenartigen Zellen (z.B. in Gefäßen), Pflasterepithel mit kubischen Zellen (z.B. in Nierenkanälchen) und Zylinderepithel mit zylindrischen Zellen (z.B. in der Magen- und Darmwand). Nach der Funktion unterscheidet man Deckepithel (Schutzfunktion, z.B. die Haut), Flimmerepithel, das mit Geißel- oder Flimmerzellen besetzt ist (z.B. in den oberen Luftwegen), Drüsenepithel als innere Auskleidung von Drüsenorganen (mit Sekretionsfunktion) und das von Sinneszellen gebildete Sinnesepithel (z.B. das Riechepithel in der Nase der Säugetiere).
Quelle: © Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004.
Evolution; stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen von niederen zu höheren Formen. Die unterschiedlichen Evolutionsvorstellungen decken sich weitgehend in folgenden Grundannahmen: Sämtliche heute lebenden Organismen (Bakterien, Pilze, grüne Pflanzen, Tiere, Menschen) sind miteinander abstammungsverwandt, leiten sich entstehungsgeschichtlich also von einfacher gebauten Vorläufern und letzlich von einem einzelligen Urahn her (monophyletische Abstammung). Dieses erste aller Lebewesen wiederum sei infolge von Selbstorganisationsprozessen aus anorganischen Stoffen entstanden. Über Jahrmillionen soll sich so die heutige Vielfalt des Lebens entwickelt haben. Im Laufe der Evolution sei es nach Ansicht der Abstammungstheoretiker zu einer Differenzierung der Lebewesen in die heute zu beobachtenden Klassen, Ordnungen und Arten gekommen. Die einzelnen Entwicklungsschritte spiegelten sich in der Generationenfolge wider.
Evolutionstheorie; siehe Evolution und Synthetische Evolutionstheorie.
Gamet; geschlechtlich differenzierte Fortpflanzungszelle von Pflanze, Tier und Mensch.
Genom; Gesamtheit des genetischen Materials einer Zelle oder eines Individuums. Im Human Genome Project, einer weltweiten Initiative zur Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes, wird der Terminus für die ganze Spezies Homo sapiens benutzt.
Genpool; Gesamtheit der Gene in einer Population.
Grundtypen; nach Frank L. Marsh: Gruppe von Individuen, die durch Kreuzung direkt oder über Bastarde miteinander verbunden sind. Gefordert wird nur, dass die echt befruchtete Eizelle eine Embyonalentwicklung unter Ausprägung des Erbgutes beider Eltern beginnt. Die Fruchtbarkeit der Nachkommen ist kein Kriterium, sodass etwa Pferd und Esel demselben G. angehören, obwohl der aus ihrer Kreuzung hervorgehende Maulesel (Maultier) in aller Regel steril ist.
haploid; nur einen einfachen Chromosomensatz aufweisend (im Gegensatz zu diploid).
Hybrid; (lat.) gemischt, von zweierlei Herkunft, aus Verschiedenem zusammengesetzt; durch Kreuzung, Mischung entstanden. In der Verbindung »hybride« Bildung sprachverwand mit Zwitterbildung. Der Terminus Hybride wird auch sinnverwandt mit den Begriffen »Mischling« und »Bastard« benutzt (vergl. Chimäre).
Intelligent Design (ID); nach der Intelligent-Design-Theorie ist die Entstehung bestimmter komplexer Merkmale in der Natur durch eine intelligente Ursache (Designer, Schöpfer) besser zu erklären als durch zufällige Mutationen und natürliche Auslese (Selektion). Natur und Wesen dieser Ursache sind dagegen nicht Gegenstand der ID-Forschung. Die ID-Theoretiker verfolgen einen wissenschaftlichen Ansatz, der die physikalischen Naturgesetze und den Zufall als Größen in den beobachtbaren Phänomenen des Universums anerkennt, im Gegensatz zu rein naturalistischen Erklärungsmodellen aber auch eine gestaltende Intelligenz mit einbezieht. In diesem Sinne gewichtet ID die Varianz - die Größe möglicher Abweichungen - durch Kräfte, die auf die Erbfaktoren (Genotyp) und damit auch auf die äußere Erscheinungsform (Phänotyp) von Organismen verändernd einwirken, anders und meist geringer, als dies in evolutionistischen Konzepten der Fall ist.
Ein Forschungsschwerpunkt der ID-Wissenschaftler ist das Aufspüren von Design-Signalen. Darunter werden Eigenschaften der belebten oder unbelebten Welt verstanden, deren Entstehung durch geeignete Versuche und Beobachtungen möglichst unzweideutig auf eine gestaltende Intelligenz hindeuten. Dafür geeignet gelten insbesondere semantische Informationen, Informationen also, deren Bedeutung nur durch Einsatz weiterer Intelligenz verstanden werden kann. Die in der DNA codierten Proteine und Peptide werden beispielsweise auf Grund biochemischer Prozesse zwar ohne Zuführung weiterer Intelligenz synthetisiert, solche ist aber für das Verständnis der Bedeutung des genetischen »Programmes« (analog zu einem Computerprogramm) unabdingbar. Da semantische Information aber ohne Verstehen nicht erstellt oder »programmiert« werden kann, müssen entsprechende Beispiele in der Natur wie die DNA auf das Wirken von Intelligenz zurückzuführen sein. Weiterhin besagt die ID-Theorie: Die Wahrscheinlichkeit der Entstehung (biologischer) Strukturen durch zufällig wirkende Naturgesetze nimmt exponentiell mit der Dichte ihrer Komplexität ab. Demnach können insbesondere solche Strukturen nicht ohne intelligentes Design entstanden sein, deren Einzelkomponenten erst durch ihr Zusammenwirken funktionieren und zwar erst dann, wenn sie vollständig vorhanden und in der richten Anordnung zueinander zusammengesetzt sind. ID-Theoretiker sprechen im Zusammenhang mit solchen Strukturen von »nicht reduzierbarer Komplexität«, »Synorganisation« oder »spezifizierter Komplexität«.
Im Gegensatz zu den Kreationisten sind die Vertreter des ID nicht zwangsläufig religiös orientiert. Einige lehnen herkömmliche Gottesvorstellungen sogar ab. Irrtümlicherweise wird die Forschungsarbeit der ID-Theoretiker (hauptsächlich von darwinistischer Seite) immer wieder als pseudowissenschaftlicher Arm des Kreationismus bezeichnet.
Kreationismus; das Festhalten an einer wortwörtlichen Auslegung des biblischen Schöpfungsberichts (1. Mose 1-2), insbesondere an der Vorstellung von der Erschaffung des irdischen Lebens in sechs 24-Stunden-Tagen vor nicht mehr als 10 000 Jahren. Die Erklärungen zur Lebensentstehung und -entwicklung nach der darwinistischen Evolutionstheorie werden als unbeweisbar und nicht verifizierbar abgelehnt. Der K. ist in seiner heutigen Form auf dem Boden des christlichen Fundamentalismus in den USA entstanden und dort auch am weitesten verbreitet. Einige kreationistische Gruppen versuchen der Schöpfungslehre zu einer Renaissance zu verhelfen, indem sie für deren Vermittlung in Schulen und Universitäten eintreten. Kreationisten fühlen sich den Anhängern des Intelligent Design (ID) ideologisch bedingt näher als den Darwinisten, woraus oft eine Gleichsetzung der beiden evolutionskritischen Gruppen abgeleitet wird, was jedoch unkorrekt ist. Zweifellos gibt es aber auch unter Kreationisten Bestrebungen, das Schöpfungsmodell durch wissenschaftliche Fakten zu untermauern.
Makroevolution; Entstehung neuer, bisher nicht vorhandener Organe, Strukturen und Bauplantypen. Damit ist auch die Entstehung qualitativ neuen genetischen Materials verbunden. In diesem Sinne spricht man hier von »Höherentwicklung« (Anagenese).
Mikroevolution; Evolution innerhalb vorgegebener Organisationsmerkmale als Folge quantitaiver Veränderungen bereits vorhandener Organe, Strukturen oder Baupläne.
Morphologie; [griechisch] die, Biologie: Lehre von Form und Struktur der Organismen und den Lageverhältnissen der Organe. Neben der beschreibenden und vergleichenden Morphologie ist die funktionelle Morphologie von Bedeutung, da sie Wechselwirkungen zwischen Struktur und Funktion als untrennbare Einheit aufzeigt.
Quelle: © Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004.
Mutation; in der Biologie bezeichnet man mit dem Begriff der Mutation eine spontane oder künstlich erzeugte Veränderung im Erbgefüge.
Obige Definition stützt sich auf die Kurzeinführung zur Intelligent Design-Theorie, die Frieder Meis auf seiner Website zusammengestellt hat (siehe www.intelligentdesigner.de).
Naturalismus; (lateinisch) der, Philosophie: Bezeichnung für eine monistische Denkhaltung, die in der Natur den Seinsgrund aller Realität auch der geistigen Phänomene erblickt (ontologischer Naturalismus), aus ihr alles erklären zu können behauptet (erkenntnistheoretischer Naturalismus) und die Geltung sittlicher Normen in ihr begründet sieht (ethischer Naturalismus); bedeutendster Vertreter: T.Hobbes. Als Deismus und natürliche Religion bestimmte der Naturalismus die Religionsphilosophie der Aufklärung. Naturalistische Positionen begegnen in vielen Wissenschaften, z.B. in der Rechtswissenschaft (Rechtspositivismus), der Kognitionswissenschaft, der Soziobiologie [und der Evolutionswissenschaft].
Quelle: © Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004 (eckige Klammern von mir).
Der Naturalismus ist somit das philosophische Fundament des Darwinismus. Ein intelligenter Designer als schöpferische Kraft bzw. Gott als oberste moralische Instanz wird ausgeschlossen, da alles aus der Natur heraus und auch diese allein aus sich selbst erklärbar sei.
Neodarwinismus; einer der großen Irrtümer von C.R. Darwin war die zum Teil von Jean Baptiste Pierre de Monet Lamarck übernommene Theorie, erworbene Eigenschaften könnten vererbt werden. Der Zoologe A. Weismann lehnte diesen Gedanken ab und entwickelte die darwinistische Abstammungslehre gegen Ende des 19. Jahrhunderts weiter. Der Neodarwinismus hebt die Bedeutung der Selektion als entscheidenden Evolutionsfaktor hervor. Durch die (Wieder-)Entdeckung der mendelschen Vererbungsgesetze wurde Darwins Irrtum schließlich auch wissenschaftlich belegt. Neodarwinisten legen oft großes Gewicht auf die Differenzierung zwischen dem klassischen Darwinismus und jenem mit dem Präfix »Neo«. Umgangssprachlich wird aber meist nur noch vom »Darwinismus« gesprochen, obwohl eigentlich der »Neodarwinismus« gemeint ist. Der Roman Die Galerie der Lügen orientiert sich weitgehend an diesem gebräuchlicheren Sprachduktus.
neuroepithelial; zu einem Zellverband aus Sinneszellen innerhalb eines Epithels gehörend.
Ontogenese; bei Säugetieren versteht man unter der O. die durch die Verschmelzung von mütterlicher und väterlicher Samenzelle (Befruchtung) eingeleitete Individualentwicklung eines Organismus bis zu seiner Geburt. Teilweise wird der Begriff auch erweitert angewendet auf die Keimes- und Jugendentwicklung (bis zur Geschlechtsreife) oder sogar auf die gesamte Lebensspanne des Organismus bis zu seinem Tod. Vergleiche Phylogenese.
Paradigma; [griechisch] das, Wissenschaftstheorie: von T.S. Kuhn eingeführter Begriff, der die Gesamtheit aller Grundauffassungen bezeichnet, die eine wissenschaftliche Disziplin wie die Evolutionsforschung in einem Zeitabschnitt beherrschen (z.B. methodologische Regeln, Beschränkung auf naturalistische Erklärungen). Somit wird im Rahmen des Paradigmas festgelegt, was als wissenschaftlich befriedigende Lösung angesehen werden kann. Nach einer These Kuhns lassen sich wissenschaftliche Revolutionen im Sinne von Paradigmenwechseln definieren, wie z.B. die Übergänge von der aristotelischen zur klassischen und von dieser zur relativistischen Mechanik. Auch die Ablösung der Evolutionstheorie zugunsten der Schöpfungslehre wäre ein Paradigmenwechsel.
Phylogenese; die vermutete stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen mit Entstehung ihrer Arten. Vergleiche Ontogenese.
Population; in der Biologie beschreibt der Begriff der P. die Gesamtheit der Individuen einer Organismenart in einem Gebiet.
survival of the fittest; engl. »Überleben des Tüchtigsten«. Charles Darwin meinte damit solche Individuen, die im Kampf ums Dasein einen Vorteil erlangen. Als tüchtiger gelten diejenigen Individuen, die mehr Nachkommen hervorbringen (und dadurch die weniger Tüchtigen im Laufe der Zeit verdrängen). Das Überleben des Tüchtigsten bezieht sich immer auf einen mehr oder weniger großen, aber immer begrenzten Lebensraum. Darwins Paradebeispiel waren die Darwinfinken, die auf den westlich von Ecuador gelegenen Galápagosinseln (etwa 13 Arten) und der ca. 800 km nördlich davon liegenden Cocosinsel (1 Art) heimisch sind.
Selektion; (Auslese), in der biologischen Evolutionstheorie nimmt die S. eine Schlüsselrolle ein. Charles Darwin begriff die Differenzierung der Arten als Resultat einer natürlichen Auslese (Selektion), durch welche die an die jeweiligen Umweltbedingungen best angepassten Lebewesen eher überleben als die weniger gut angepassten (vergl. survival of the fittest). Modernere Vorstellungen betrachten die S. unter dem Gesichtspunkt genetischer Merkmalsausprägungen (Allele). Solche Allele oder Allelkombinationen werden im Zuge der Auslese positiv oder negativ bewertet, wodurch ihre Häufigkeit im Genpool zu- oder abnimmt. Unter der Annahme vorteilhafter (selektionspositiver) Mutationen geht man davon aus, dass diese sich im Genpool durchsetzen, weil sie zu Individuen führen, die mehr Nachkommen haben als die Träger selektionsnegativer Allele. Somit ist S. letztlich gleichbedeutend mit unterschiedlichem Fortpflanzungserfolg. Im Hinblick darauf kann Evolution als Änderung des Genpools im Laufe der Generationenfolge definiert werden.
Selektionsdruck; unter S. versteht man Umwelt- bzw. Lebensbedingungen, die für die Arterhaltung einer oder mehrerer Spezies in einem abgegrenzten Lebensraum nicht optimal sind. Insbesondere bei radikalen Änderungen dieser Bedingungen, etwa nach Katastrophen oder auf Grund starker Klimaschwankungen, kann sich der S. erhöhen: Weniger gut angepasste Organismen sterben aus, die »tüchtigeren« setzen sich durch. Der S. ist eine wichtige Größe bei der Erklärung des Zusammenspiels von Mutation und Selekion. Um zu beweisen, wie der Übergang von einem Bauprinzip B zu einem neuen C erfolgt ist, muss der Selektionsdruck erläutert werden, denn B war ja aus evolutionstheoretischer Sicht irgendwann im Vergleich zu einem angenommenen Vorgänger A die bessere Lösung. Die Frage des Forschers lautet somit: Welcher S. machte einen Umbau von B zu C erforderlich und welcher S. hat die zahlreichen mikroevolutiven Zwischenschritte eingeleitet und jeweils als bessere Lösung als den vorhergehenden Zustand erscheinen lassen?
Synthetische Evolutionstheorie; einer der großen Irrtümer von C.R. Darwin war die zum Teil von Jean Baptiste Pierre de Monet Lamarck übernommene Theorie, erworbene Eigenschaften könnten vererbt werden. Die vom Augustinerprior Gregor Johann Mendel bereits 1865 publizierten Vererbungsgesetze wurden unter der von Charles Darwin ausgelösten Evolutionseuphorie aber geradezu aus dem Blickfeld der öffentlichen Wahrnehmung fortgeschwemmt. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Veröffentlichungen, die sich auf Mendels Entdeckungen stützten, rigoros unterdrückt, weil sie eine ernste Gefahr für die Evolutionstheorie bedeuteten. Als man mehr über die Mechanismen der Vererbung lernte, wurden Mutationen - sprunghafte Verändrung von Erbanlagen - als »Lieferanten« für Variationen entdeckt. Durch die Synthese, also die »Zusammenführung«, von Darwins Grundgedanken der natürlichen Auslese (Selektion) mit den mendelschen Vererbungsgesetzen entstand schließlich die Synthetische Evolutionstheorie. Im populärwissenschaftlichen Bereich ist es mittlerweile Usus, schlicht von der »Evolutionstheorie« zu sprechen, auch wenn in eigentlich die »Synthetische Evolutionstheorie« gemeint ist. Der Roman Die Galerie der Lügen orientiert sich weitgehend an diesem Sprachduktus.
Zirkelschluss; (Zirkelbeweis, Circulus vitiosus), ein Fehlschluss, bei dem das zu Beweisende im Beweisgang benutzt wird. Entsprechend wird eine Definition, in der der zu definierende Begriff im definierenden Ausdruck vorkommt oder diesen voraussetzt, als Zirkeldefinition bezeichnet.
Quelle: © Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004.
Zygote; nach Verschmelzung der beiden Geschlechtszellen (Gameten) entstandene diploide Zelle, aus der ein Lebewesen entsteht.
Die Ungebildeten haben das Unglück, das Schwere nicht zu verstehen, dagegen verstehen die Gebildeten häufig das Leichte nicht, was ein noch viel größeres Unglück ist.