Das Museum der gestohlenen Erinnerungen
Eine Erfolgsgeschichte
Das Museum der gestohlenen Erinnerungen ist mein »Lieblingsbaby«. Erinnerungen sind für mich eine vielschichtige und in jedem Fall unverzichtbare Facette der menschlichen Existenz. Sie dienen als Immunstoff gegen Krankheiten wie Selbstüberschätzung und Intoleranz. Die Idee zu dem Phantagon kam mir 1995 bei einem Besuch des Berliner Pergamonmuseums. Ich stand vor einer Marmorfigur, die mich aus leeren Augen anstarrte. »Was wäre, wenn sie plötzlich zum Leben erwachte?«, fragte ich mich. Ich stellte mir vor, wie die Statue von ihrem Sockel stieg und auf Nimmerwiedersehen verschwand. Aber wohin …? Von diesem Augenblick an begann es in meinem Kopf zu arbeiten. So fängt es meistens an, wenn ich eine neue Geschichte ausbrüte.
In einem Museum werden Erinnerungsstücke aufbewahrt, ohne die wir nicht wüssten, wie die Welt früher ausgesehen hat. Aber solche Schätze aus längst vergangenen Zeiten verraten nicht alles. Wenn wir ihre wahre Bedeutung vergessen, dann sind sie für uns vielleicht nur noch wertlose Bruchstücke, so wie die oben gezeigte Scherbe. Doch sagt man nicht, die Erinnerungen lebten fort? Wo tun sie das? Und wie? In Quassinja! Meine Phantasie hatte diese Antwort schnell gefunden. Quassinja ist die Welt der verlorenen Erinnerungen. Dort werden sogar Marmorfiguren quicklebendig, sobald man in unserer Welt ihr wahres Wesen vergisst. So weit, so gut. Die weitere Realisierung des Romans artete dann jedoch in schweißtreibende Arbeit aus. Ich las Bücher über babylonische Archäologie, insbesondere über das Ischtar-Tor und den Turm von Babylon, ich fuhr nach Berlin und drehte in dem Viertel, in dem unsere beiden Helden Oliver und Jessica leben, jeden Pflasterstein um, ich sprach mit dem Kustos des Pergamonmuseums, um mir Insiderinformationen zu beschaffen … Alles sollte so genau wie möglich recherchiert sein, damit sich das Reale und das Phantastische der Geschichte auf eine für den Leser kaum entwirrbare Weise miteinander verbinden und dennoch glaubhaft wirken.
Meine Bücher sind für mich - es klang bereits an - wie eine muntere Kinderschaar. So fügt es sich, dass mein Museum vom ersten Konzept bis zum fertigen Buch ungefähr neun Monate Reifezeit gebraucht hat. Eigentlich hatte ich schon die ersten Seiten eines anderen Buches geschrieben, aber der neue Einfall fesselte mich so sehr, dass ich mich ganz in die Welt der verlorenen Erinnerungen stürzte. Mein Verlag konnte diese Begeisterung durchaus teilen, nachdem er das von mir angefertigte Exposé gelesen hatte.
Preise & Auszeichnungen
Als mein Museum 1998 von der Jury des »Buxtehuder Bullen« zum »besten erzählenden Jugendbuch 1997 im deutschsprachigen Raum« gekürt wurde, war das eine wunderbare Bestätigung für meine Arbeit. Weitere ermutigende Auszeichnungen kamen hinzu und nach wie vor ist der Roman im Bewusstsein von Leseratten eine feste Größe, was der im Herbst 2005 erschienene Kanon Lies doch mal! Ganz aktuell - Die 50 besten Kinder- und Jugendbücher von Nicola Bardola beweist (zum Kaufen bei amazon.de hier klicken). Der Journalist, der u.a. als Bibliothekslektor für die Internationale Jugendbibliothek gearbeitet hat, reiht das Museum unter die zehn besten Jugendbücher von 1996 bis 2005 ein und schreibt dazu in seiner Begründung: »Isau … beherrscht … vorzüglich die Kunst, weite Spannungsbögen zu ziehen, dank derer die moderne digitale Welt mit einer großen narrativen Tradition verbunden wird: Fließend findet bei Isau der Übergang von einer realen, historisch verbürgten Welt in eine Fantasie- oder Traumwelt statt … Isau bewegt sich auf mehreren Ebenen: Philosophie und Geschichte bilden die Grundstruktur zu den ›gestohlenen Erinnerungen‹, die man mehrfach lesen kann, weil wie bei einem PC-Game eine Ebene nach der anderen entdeckt wird, wodurch man, den beiden Protagonisten folgend, jeweils auf ein anderes Level gelangt. … Isau zeigt deutsche Fantasy in Bestform …« Im Oktober 2007 erneuert Bardola seine Einschätzung und fügt hinzu: »Ralf Isau schreibt mit nicht nachlassender Kraft und großem Erfolg weiter.« Bereits im Jahr 2004 urteilte die Journalistin Simone Leinkauf über das Museum in ihrem ihrem Kinder-Leseratgeber Was Kinder gerne Lesen - und was Eltern darüber wissen sollten: »Isau ist mit seinem Mammutwerk ein großer Wurf gelungen.«
Hier sämtliche Preise und Auszeichnungen im Überblick:
- Buch des Jahres 1998 (JuBuCrew Göttingen)
- Buch des Monats Februar 1998 (JuBuCrew Göttingen
- »Buxtehuder Bulle« für das beste Jugendbuch des Jahres 1997
- Gefördert von Goethe-Institut Inter Nationes
- Bestes Jugendbuch 1997 im Kanon von Nicola Bardola (siehe rechts)
Übersetzungen
- Chinesisch
- Dänisch
- Japanisch
- Katalanisch
- Koreanisch
- Norwegisch
- Spanisch
- Thai*
Dänisch
Japanisch
Katalanisch
Koreanisch
(Band 1 von 3)
Koreanisch (2008,
Band 1 von 2)
Norwegisch (Band 1 von 2)
Norwegisch (Band 2 von 2)
Spanisch
* Für diese Übersetzung liegt noch kein Belegexemplar vor.
Metaphorik
Was will uns der Autor mit seinem Buch sagen? Oft höre ich diese Frage. Die Metaphorik des Romans Das Museum der gestohlenen Erinnerungen habe ich erstmals 1996 in dem Essay »Vergessen und Erinnerung« beschrieben, der von mir in den Folgejahren - zuletzt 2006 - mehrfach überarbeitet wurde (PDF-Datei 184 KB). Zum Lesen klicken Sie hier!
Exposé
Wer den Roman noch nicht gelesen hat, sollte sich hüten, die als PDF-Datei zweisprachig interlegte Inhaltsangabe auch nur anzuschauen, verdirbt er sich sonst doch die Freude an diesem aufregenden Buch. Das Exposé zeigt, wie ich ursprünglich den Plot - die Hauptelemente - der Handlung konzipiert habe. Die Abweichungen zum Roman dokumentieren den Entwicklungsprozess, den eine Geschichte vom Konzept bis zum fertigen Buch nimmt.