Hintergrund zum Roman »Der Feuerkristall«

Metaphorik

Es war einmal …

Im Roman Der Feuerkristall wird, so könnte man meinen, eine Binsenweisheit thematisiert: Von nichts kommt nichts. Anders ausgerückt: was immer man im Leben erreicht, man muss einen Preis dafür bezahlen. Viele, die es im Leben, wie es so schön heißt, zu etwas gebracht haben, mussten hart dafür arbeiten. Seltsamerweise nehmen sich wenige die Workaholics zum Vorbild, sondern hoffen auf eine Abkürzung zu Reichtum und Ruhm. Es gibt ja auch die anderen, die Paul Pots, die in einer Casting Show auftreten, sich ein paar Millionen Mal bei YouTube anklicken lassen und schwupp! – schon sind sie Millionär. Der Feuerkristall spielt zwar im Jahr 1798, doch die Lektion, die vor allem Jacko – Jacob Grimm – in dieser Geschichte lernt, ist heute aktueller denn je.

Ein ein Überdenken des Ursache-und-Wirkung-Prinzips lohnt allemal, wenn einem von allen Seiten versprochen wird, man könnte seine Ziele auch ohne große Anstrengungen erreichen. Wer in einer Fersehshow Superstar werden will, muss schon etwas auf dem Kasten haben. Aber auch, wer am Schluss ganz oben auf dem Treppchen steht, hat damit noch kein Glück gewonnen. Nur wenigen können den Starrummel um ihre Person ohne größere Blessuren an ihrer Persönlichkeit überstehen. Und von den Medien fallengelassen zu werden, bedeutet für manchen den Absturz. Selbst der Lottogewinner bekommt seine Millionen nicht umsonst. Der Gewinn nämlich verändert das Leben – allzu oft zum Schlechteren.

Der Schluss des Romans weist noch auf ein anderes Phänomen hin, das im wirklichen Leben häufig zu beobachten ist: Die schlimmsten Schurken sind oft nicht die Riesen – die Machthaber –, sondern die Däumlinge – ihre willfährigen Handlanger. Man erkennt das Böse nicht an Hörnern und Pferdefüßen. Es versteckt sich häufig hinter dem Kleinen, scheinbar Normalen. Adolf Eichmann, der Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, das die Vertreibung und Deportation der Juden organisierte, und der an zentraler Stelle die Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen Menschen mitverantwortete, war kein irrer Kaiser Nero, der im Prunk schwelgte und mit der Harfe die Juden in die Gaskammern sang. Er war ein Bürohengst. Ein Däumling.

Jacob und Wilhelm Grimm
Jacob und Wilhelm Grimm

Es war einmal …

Jacob und Wilhelm Grimm
Jacob und Wilhelm Grimm

Jacob Grimm und Wilhelm Grimm

Jacko und Guy sind die Protagonisten im Roman Der Feuerkristall. Ob Jacob und Wilhelm Grimm sich je mit diesen französisierten Kosenamen angeredet haben, ist unbekannt. Ansonsten ist ihre Biografie aber gut belegt.

Beide blieben ihr Leben lang ein Team. Sie teilten fast alles miteinander. Im hessischen Hanau erblickten beide das Licht der Welt, wirkten lange zusammen in Kassel und liegen heute in Berlin Seite an Seite im Grab. Der Germanist Jacob Grimm wurde am 4. Januar 1785 geboren und starb am 20. September 1863. Sein Bruder Wilhelm kam am 24. Februar 1786 zur Welt und beendete sein Leben als Literaturwissenschaftler am 16. Dezember 1859. Einen Artikel der Biliotheca Phantanautica zu ihrer Biografie finden Sie hier.